Philosophische Praxis Victoria Dittmer
  Beratung Orientierung Argumentationscoaching


 

 
 



Werte für ein Commitment mit sich selbst


Die Werte, die in ein Commitment mit sich selbst eingehen sollten, sind folgende:
  • Ataraxie, bzw. Unerschütterlichkeit
  • Demut
  • Respekt
  • Fleiß
  • Hoffnung
  • Mut


Ataraxie, bzw. Unerschütterlichkeit (1/6)

Dunkle Wolken ziehen am Horizont auf.
Das Wort ist griechisch und heißt Unerschütterlichkeit. Andere Bezeichnungen sind Standhaftigkeit, Stehvermögen, Zähigkeit oder Frustrationstoleranz.
Gefühle sind beim Erreichen von Zielen wichtig. Sie können uns Kraft geben und unterstützen, so lange sie positiv konnotiert sind. Sie sollen jedoch nicht das Ruder übernehmen können. An sich helfen Gefühle nämlich nicht.

Da wir Menschen biologische Wesen sind, gehören Gefühle ganz klar zu uns. Weil wir ja aber auch mit einem Verstand ausgestattet sind, ist es uns möglich zu erkennen, wann sie nicht mehr hilfreich sind. Zorn und Wut z. B. können zerstörerische Züge annehmen. Martha Nussbaum hat dazu ein interessantes Buch geschrieben, das ich hier auch schon besprochen habe.

Wenn Gefühle das Ruder übernehmen, geschieht mit den Problemen oft folgendes:
  • Sie werden unnötig vergrößert. Für eine Lösung ist das nicht hilfreich. Die rückt dann eher in die Ferne.

  • Verlagerung zum Scheinproblem. Hier gerät eine Lösung des wirklichen Problems aus dem Blick, weil wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas anderes richten als den eigentlichen Kern des Problems.

  • Eine Verschiebung des Problems, indem vermeintliche Ursachen oder Schuldige benannt werden, was ebenfalls nicht zur Lösung beiträgt.

Unerschütterlichkeit hilft dabei sachlich zu bleiben. Das ist eine Voraussetzung, um nach einem Gefühlsausbruch wieder dem Verstand Gehör zu verschaffen.
Mit gewonnenem Abstand kann sich das Denken sich wieder in die Zukunft orientieren. Das unterstützt uns dabei Ziele zu formulieren und diese beständig anzustreben.
Unerschütterlichkeit ermöglicht uns die Energie, die Gefühle darstellen, durch das Denken zu leiten.

Demut (2/6)

War der erste Wert, den ich für ein Commitment mit sich selbst vorschlage, die Unerschütterlichkeit, dann ist der zweite Wert, der zum Set gehört, die Demut.
Sie ist nicht gleichzusetzen mit:
  • Unterwürfigkeit,
  • Selbstlosigkeit,
  • oder gar Demütigung durch andere
Sie bedeutet eher:
  • Einsicht in die Notwendigkeit
  • Ergebenheit, das bedeutet der Wille Gegebenheiten hinzunehmen.
Die eigene Person kann ebenfalls zu diesen Gegebenheiten gehören, wenn wir gewillt sind uns selbst als Person, die wir sind, anzunehmen. Wenn wir uns nämlich so akzeptieren, wie wir sind, ist die Wirkung, dass wir uns selbst als Person nicht überfordern müssen: Ich bin also nicht, das was ich gerne wäre (mein Ideal), sondern ich bin ich. Also bin ich auch nicht weniger.
Es wäre verkehrt, sich selbst ständig mit einem Ideal von sich zu vergleichen. Das würde uns immer wieder entmutigen. Meine Empfehlung geht dahin, diese Überlegung regelmäßig zu üben.

Eine Person, die einen Vortrag oder ein Präsentation für ein Publikum vorzubereiten hat, könnte sich sagen, ,,Ich habe mich sorgfältig vorbereitet; das was ich zum Sachverhalt zu präsentieren habe, werde ich vortragen; Dem ließe sich immer noch etwas hinzufügen, aber Stand jetzt, ist es das, was ich vertrete." Das Publikum kommt, um das zu hören. Diese Überlegungen helfen dabei, z.B. Lampenfieber vorzubeugen.

Wenn man die eigene Bedeutung in der Vorstellung von sich selbst unnötig aufbläst, setzt man sich damit unter Druck. Man soll sich ebenfalls nicht kleiner fühlen, als man ist. Wenn man bisher in eine Aufgabe, ein Projekt Mühe, Arbeit und Ressourcen nach dem eigenen Vermögen investiert hat, kann man das Ergebnis mit Gelassenheit erwarten.

Mit Selbstdisziplin lassen sich diese Gedanken üben. Dadurch, dass man den Blick vorausschauend auf das Ziel richtet, steigt die intrinsische Motivation. Auf diesem Weg erübrigen sich äußere Sanktionen oft. Sie sind auch eine vergleichsweise schlechte Form der Motivation.

Wie erreichen wir anschließend eine weitere persönliche Entwicklung? Jede/r hat doch ein Bild davon, wie sie/er sein möchte. Ist dafür nicht notwendig, dass wir die Komfortzone verlassen, was immer auch Stress und mögliche Enttäuschungen bedeuten kann? Dafür gehören zum Set für ein Commitment mit sich selbst noch vier weitere Werte. Aber dazu weiter unten mehr.

Demut bedeutet also, sich selbst als Person anzunehmen und wert zu schätzen. Aus diesem Grund ist Demut etwas ganz anderes als Unterwürfigkeit, Selbstlosigkeit oder gar Demütigung durch andere.
Nun zum dritten Teil des Commitments mit uns selbst.

Respekt (3/6)

Der dritte Wert, dem wir uns für ein Commitment mit uns selbst widmen, ist der Respekt. Synonyma sind Achtung, Anerkennung und Wertschätzung.

Hier ist der Respekt gegenüber uns selbst gemeint. Meistens hinterfragen wir nicht, ob es angebracht ist, anderen Menschen Respekt entgegen zu bringen. Ebenso haben wir selbst ein Anrecht auf Respekt.

Bei uns selbst jedoch ist das keineswegs so selbstverständlich. Die Haltung sich selbst Respekt entgegen zu bringen, ist geradezu unerwartet. Damit ist folgendes gemeint:
  • Nimm Dich ernst
  • Berücksichtige Deine Wünsche und Ziele
  • Sei Dir selbst gegenüber verbindlich
Dem eigenen Schweinehund nachzugeben ist verlockend. Dieses ,,Tier" kennt uns schließlich nur zu gut. Dagegen hilft es, sich selbst mit den eigenen Wünschen und Plänen ernst zu nehmen; ebenso ernst, wie wir einen Partner, Eltern oder einen Vorgesetzten nehmen würden.

Bei dem Auftrag eines Weisungsbefugten, ringen wir meistens nicht mit unserem Schweinehund. Wenn doch, dann würden wir das als ein Zeichen dafür verstehen, uns zu fragen, ob unser Arbeitsplatz noch der richtige ist. Das ist bei uns selbst nicht möglich. Es ist also angezeigt, den eigenen Plänen zu folgen und sich daran zu halten. Belohnt werden wir dabei mit einem gestiegenen Selbstwertgefühl.

Der Wert des Respekts soll uns daran hindern, unsere Pläne vorzeitig aufzugeben, bloß weil der innere Schweinehund meint, das sei nichts für uns. Das Commitment mit uns selbst, soll uns dazu bringen, unsere Pläne zu verfolgen und unsere Träume zu verwirklichen. Wer den eigenen Plänen folgt, erlebt Selbstwirksamkeit und steigert damit auch das Selbstwertgefühl. Beides sind gute Bestandteile eines Gefühls von Glück.

Bis jetzt gehören nach meinem Vorschlag zu einem Commitment mit einem selbst: Unerschütterlichkeit, Demut und Respekt. Diese Werte befördern die Widerstandsfähigkeit. Fehlen noch Werte, die uns aktivieren nämlich Fleiß, Hoffnung und Mut; dazu mehr im zweiten Teil.

Fleiß (4/6)

Wir haben uns bisher mit den Werten
  • Unerschütterlichkeit,
  • Demut und
  • Respekt gegenüber uns selbst
auf die Verfolgung unserer Ziele vorbereitet. Nun können wir uns den Zielen direkt in widmen.
Der vierte Wert, der dafür in ein Commitment mit uns selbst eingeht, ist der Fleiß.
Fleiß ist eine bürgerliche Tugend. Das Gegenteil, die Trägheit galt lange als Todsünde. Der Wert der Muße wird wieder höher geschätzt, in dem Maß wie auch Achtsamkeit eine größere Bedeutung bekommt. Die ausgeprägte Trägheit wird aber noch heute nicht als erstrebenswert angesehen.

Daher sollten wir nicht darüber nachdenken, dass etwas, das keinen Spaß macht, getan werden muss. Besser ist es, Aufgaben gleich in Angriff zu nehmen, wenn sie ohnehin getan werden müssen.

Kostet etwas immer wieder Überwindung, ist es besser die Ziele zu prüfen, bzw. die Situation zu ändern, als immer wieder mit sich selbst zu hadern. Es gilt den Tag und die Zeit zu nutzen. Auch sollte man nicht vergessen, dass Erholung sein muss. Müßiggang zwischendurch kann die Reserven wieder auffüllen und Kreativität freisetzen.

Es geht nur darum, sich vor fremden und inneren Vorhaltungen zu schützen, die einen später einholen können, wenn man die Zeit schlecht einteilt.

Sollte einem das doch passieren, ist das ein Anlass zu sich selbst ehrlich zu sein und sich zu fragen, warum es schwer fällt, gewisse Aufgaben zu erledigen. Dann sollte man die Situation bzw. die Ziele prüfen. In dem Fall scheint etwas mit den Werten und Zielen nicht zu stimmen. Wenn Werte und Ziele zu einander passen, wird Mühe viel weniger als solche empfunden.

Hoffnung (5/6)

Nächtlicher Wald vor aufhellendem Morgenhimmel. Im Vordergrund das Zitat von Khalil Gibran: Man muss durch die Nacht gehen, wenn man die Morgenröte sehen will.
Die Werte Unerschütterlichkeit, Demut und Respekt bereiten uns auf unsere Aufgaben vor. Der Fleiß lässt uns die Sache in Angriff nehmen und bewirkt gemeinsam mit den vorangegangenen, dass wir ,,dranbleiben".

Hoffnung führt dazu, dass wir motiviert und optimistisch an unseren Zielen weiterarbeiten können.

Es handelt sich bei ihr um eine theologische Tugend. (Nach Kor. 13,13 eine der Haupttugenden.) Man nennt sie auch Zuversicht. Das ist eine Haltung, die das Fühlen, Denken und Tun beeinflusst. Sie veranlasst uns es für möglich zu halten, dass sich die Dinge zum Positiven regeln. Nicht selten führt das wiederum dazu, dass sich Chancen bieten und Wege eröffnen.

Foto: Victoria Dittmer

Mit der Ahnung hat die Hoffnung gemein, dass das Erwartete weder fest bestimmt noch absolut gewiss ist. Ebenso wie der Glaube ermöglicht die Hoffnung eine seelische Hochstimmung. Wie die Furcht ist die Hoffnung auf die Zukunft gerichtet und entspringt der Ungewissheit. Was beide unterscheidet ist, dass die Furcht die Möglichkeit des Misslingens sieht, während die Hoffnung von der Möglichkeit des Gelingens ausgeht.

In ausweglos erscheinenden Situationen ist die Hoffnung für das Überleben entscheidend.

Aber auch sonst, wenn wir einfach nur unsere Pläne verwirklichen wollen, hilft es uns, wenn wir gedanklich auf die Zukunft gerichtet sind und vom Gelingen ausgehen.

Mut (6/6)

Nun kommen wir zum letzten Wert, der unser Set für ein Commitment mit uns selbst komplettiert, den Mut.

Mut ist eine weltliche Tugend und als solche eine Kraft, die aus dem Denken und Empfinden entsteht. Das Wort stammt aus der indogermanischen Wurzel für ,,heftig streben".

Bereits das althochdeutsche ,,muot" bezeichnet Furchtlosigkeit bei Gefahren. Diese Furchtlosigkeit entspringt dem Bewusstsein um die eigene Kraft. Man unterscheidet zwischen physischem Mut und moralischem Mut.

Der physische Mut beruht auf Körperkraft und der Schulung derselben. Der moralische Mut entsteht durch Einsicht in das Notwendige und aus Verantwortungsbewusstsein sowie Willens- und Charakterstärke. Der Mut befähigt uns, das für wahr und gut erkannte trotz Widerstände zu bekennen und durchzusetzen. Damit ist er verwandt mit der Tapferkeit.

Was meint Ihr? Wenn Verantwortungsbewusstsein sowie Willens- und Charakterstärke ebenso trainierbar wie die physische Körperkraft sind, dann müssen wir auch unseren moralischen Mut entwickeln können.

Mut ermöglicht es uns, dass wir uns für das einsetzen, wovon wir überzeugt sind.
 


 


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